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Dienstag, 3. November 2015

LOU DOILLON / Lay Low [LP]

Das erste Album der Französin mit der exquisiten Abstammungslinie (s. Wikipedia) erschien 2012 und ist seitdem für mich zu einer echten Größe geworden.

Besonders an kräfteschöpfenden Sonntagen, wo mein Zustand nahe an einer Leichenstarre grenzt und ich das Sofa nur mit erbittertem Widerstand verlasse, ist mir "Places" ein treuer Begleiter geworden. Weil Doillons Stimme wärmender ist als ein wohlig knisterndes Kaminfeuer, sanfter als ein Kashmirschal auf nackter Haut und kuscheliger als mein Kater im Winter.

In ihrem Heimatland, der Schweiz und Belgien schaffte es LOU DOILLON mit ihrem ersten Album spielend in die höheren Chartspositionen, aber in Deutschland unverständlicherweise Fehlanzeige. Man könnte es noch verstehen, wenn Lou ihre zarten Gebilde zwischen Pop und Chanson auf französisch singen würde, aber dem ist nicht so, denn Doillon singt fast ausnahmslos in englischer Sprache und dies sogar relativ akzentfrei ;-).

Als ich dann im Vorfeld der Veröffentlichung erfuhr, dass das neue Album "Lay Low" in Coproduktion mit Taylor Kirk, dem knurrigen Leadsänger der kanadischen Band Timber Timbre entstehen sollte - einer von mir seit dem Rolling Stone Weekender 2014 (s. RSW 2014) ebenfalls sehr geschätzten Band - fieberte ich dem Release des Albums entgegen wie ein 5-Jähriger dem Gabentisch am Heiligen Abend. Und jetzt geht's ans Auspacken:

01. "Left Behind": Ein unglaublich eleganter Song. Ein wohltemperiertes Klavier und die rauchig zarte Stimme von Lou verschmelzen zu einer Herbstballade par excellence.

02. "Above My Head": Hier merkt man erstmals eindeutig die Handschrift von Taylor Kirk, weil sich zur gewohnt melancholischen Note eine ordentliche Dose Wut in Form einer schimpfenden Gitarre gesellt.

03. "Where To Start": Auch hier steckt eine Menge von Timber Timbre drin, allerdings nicht das aufbrausende, sondern der sanft groovende Rhtymus, der natürlich ganz vorzüglich zum Gesang von Madame Doillon passt.



04. "Nothing Left": Von den Zutaten in etwa die Verschmelzung aus Song Nummer 2 und 3 und dazu noch eine staubtrockene Prise Wüsten-Desperado-Flair.

05. "Lay Low": BluesRock im Slow-Motion-Modus, der sich im Refrain würdevoll an den Pop schmiegt. Das Konzept, die Songs mit feiner Gitarrenparts zu durchsetzen, setzt sich fort und passt ausgezeichnet.



06. "Weekender Baby": Nur die akustische Gitarre und ein tiefer verhaltener Bass zu einem Song, der klingt wie ein Abzählreim für Folk-Fans.



07. "Let Me Go": Wirklich verdammt stilsicher, was das Duo Taylor & Lou abliefern! Natürlich auch bei diesem stakkatoartigen Song mit anfangs minimalistischem und später groß aufspielendem Arrangement.

08. "Good Man": Weiter geht es durch die Wüste. Dieses Mal auf sehnsuchtsvollen Pfaden und mit einer cinemaskopischen Hookline. Erinnert sich noch jemand an das wunderbare Kollaborationswerk "The Ghost Who Walks" zwischen Jack White und seiner damaligen Frau Karen Elson? War ja auch ein Modell.  Lou Doillon scheint mit Taylor Kirk ihren Jack White gefunden zu haben!

09. "Worth Saying": Etwas flotter und poppiger. Erinnert vom Beat und vom Gesang etwas an den Hit "IOU" vom ersten Album. Sehr schöne Schweineorgel, ein tief brummender Bass und Lou quäkt einfach zauberhaft.

10. "Robin Mille": Jetzt macht die Französin auch noch Lana Del Rey Konkurrenz! Ich schmelze ...

11. "So Still": Country-Blues-Ballade für den letzten Rest im Whiskyglas. Grandios!

Ein Album wie geschaffen für eine nebelverhangene Nacht im trüben November. Sogar so gut, dass man sich wünschte, dieser ungeliebte Monat würde sich bis zur Ewigkeit strecken.

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