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Donnerstag, 7. Januar 2016

DAVID BOWIE / Blackstar

Am 8. Januar 2016 wird David Robert Jones, allseits bekannt als DAVID BOWIE und einflussreicher Musiker der jüngeren Musikgeschichte, 69 Jahre alt. Exakt an diesem Tag erscheint auch Bowies neuestes, sein 26tes (wenn ich richtig gezählt habe) Album. Glückwunsch an den Jubilar.


Wie ich an mir selber feststellen kann, ist Jazz eine Musikart, der sich die meisten Menschen häufig erst mit zunehmendem Alter widmen. Auf Bowies 2013er Album "The Next Day" konnte man schon des Meisters Hang zu diesem Musikgenre erahnen, und seine Hochachtung vor Scott Walkers experimentellen Alben ist ja allseits bekannt, aber trotzdem war nicht zu erwarten, dass sich das musikalische Chämeleon Bowie soweit in die Untiefen des Jazz hinabwagen würde.

Versucht man "★" mit einem anderen Werk aus dessen umfangreicher Diskographie zu vergleichen, drängt sich vor allem "Earthling" aus dem Jahre 1997 auf, wo Bowie die bereits abebbende Drum-and-Bass-Bewegung für sich vereinnahmte. Aus der gleichen Zeit stammt auch Bowies Beitrag "I'm Deranged" zum Soundtrack von "Lost Highway", einem der schönsten D’n’B-Songs aller Zeiten, den es sich noch immer lohnt zu entdecken.

Auch auf "★" werden im Titelsong "Blackstar" über mehr als 9 Minuten die Beats seltsam gebrochen, allerdings von einem Schlagzeuger aus Fleisch und Blut.  Aber im Gegensatz zu "Earthling" klingt das nur noch sehr wenig nach Pop im herkömmlichen Sinne, sondern eben viel mehr nach Jazz, was auch daraus rührt, dass Bowie das Saxophon (Donny McCaslin) als zentrales Element der jamartige Nummer einsetzt.

Überhaupt scheint eine neue Liebe zwischen Bowie und dem Saxophon entfacht zu sein, denn auch bei "'Tis a Pity She Was a Whore" darf sich das Instrument, jetzt sogar freestyleartig zum polternden Schlagzeug austoben. Und kaum zu glauben, in seiner langen Karriere singt Bowie in diesem Song tatsächlich erstmals über seinen Penis. Das sind mal echte explizit Lyrics ;-)

Bei "Lazarus" bleibt der Jazz präsent, wird aber im Hinterzimmer eingesperrt. Die schwermütige Ballade wird von Streichern und giftig dazwischenspritzenden Gitarren-Intermezzi befeuert, ehe die neue Liebe Bowies wieder in den Song eingreift. Klingt mehr nach Nick Cave als nach Scott Walker.



Bei "Sue (Or In a Season of Crime)" wird dann überdeutlich, dass Bowie auf seinem 26ten Studioalbum so experimentierfreudig ist wie lange nicht mehr und man merkt von Stück zu Stück mehr, dass "★" mit einer neu formierten Band aus New Yorker Jazzmusikern eingespielt wurde.

Düster, beklemmend und spooky klingt "Girl Loves Me", wo zu einem montonen Schlagzeugbeat Bowie wieder nicht an expliziten Lyrics spart und stimmlich in einigen Passagen tatsächlich wie Johnny Lydon klingt! Die Ballade "Dollar Days" ist der Song, der klingt, als stamme er direkt aus der goldenen Ära des großen Zeremonienmeisters, nur dass auch hier die psychedelisch-spacige Atmosphäre vom Saxophon begleitet wird.



Der siebte und leider schon letzte Song des Albums trägt den Namen "I Can't Give Everything Away". Wieder fiebert das Schlagzeug, eine Mundharmonika setzt feine Akzente und dieses Mal zeigt die Gitarre, dass man für Jazz nicht unbedingt Saxophon benötigt ;-).

Ein ganz vorzügliches aufregendes Album des vielleicht größten britischen Musikers, welches man auf keinen Fall als Alterswerk einstufen kann, denn Bowie bleibt unglaublich neugierig und es gelingt ihm mit traumwandlerischer Sicherheit ein virtuoses Album zwischen KrautRock, ProgRock und Jazz zu platzieren. Höchste Sternezahl für "★" vom Mann, der einst vom Himmel gefallen ist.

Nachtrag: 2 Tage nach der Veröffentlichung des Albums "★" erliegt David Bowie seinem Krebsleiden. Er hat mich über mein ganzes Leben begleitet und wird mir sehr sehr fehlen.

"Nothing will keep us together
We can beat them, for ever and ever
Oh we can be Heroes,
just for one day"


RIP David.

Tracklist:
01 Blackstar    9:56
02 'Tis a Pity She Was a Whore    4:45
03 Lazarus    6:23
04 Sue (Or in a Season of Crime)    4:35
05 Girl Loves Me    4:53
06 Dollar Days    4:36
07 I Can't Give Everything Away    5:41

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