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Montag, 2. Mai 2016

CRYSTAL SODA CREAM / Work & Velocity

Echte Zeitreisen sind ja leider immer noch nicht möglich, aber wer mal die dunkle Seite der 80er Jahre kennenlernen möchte, kann mit "Work & Velocity" eine authentische musikalische Reise in die Vergangenheit unternehmen.


Das Trio CRYSTAL SODA CREAM aus Wien, bestehend aus Theresa Adamski (dr, keys, voc), Philipp Forthuber (voc, guit) and Sebastian Ploier (bass) macht giftigen DarkWave /PostPunk. der sich eng an die frühen 80er orientiert, als The Cure mit Werken wie "Faith" und "Pornography" noch meilenweit vom Pop entfernt waren.

Den deutschsprachigen Song "Rationale Arbeitsschritte" hatte ich ja bereits im Februar (New Songs Vol. 116) euphorisch besprochen und erfreulicherweise hält auch der Longplayer alles, was der Vorbote versprochen hat.

Neben dem Song "Rationale Arbeitsschritte" gibt es neun neue Stücke auf "Work & Velocity", davon weitere zwei deutschsprachige, die allesamt den klaustrophobischen und unterschwellig wütenden Sound perfektionieren, der bereits seit dem 2013 erschienenen Longplayer-Debüt "Escape from Vienna" die Band charakterisiert.



Der Album-Opener "Command Control", bei dem es um hierarchische Dualismen geht, wird getragen von einem minimalistischen Beat, schwebenden Keys und dem genretypischen Gitarrensound, der dazu anregt die dunkelste verfügbare Stelle bis zum letzten Song des Albums "Past Agression" aufzusuchen.

Automatisch entstehen vor dem geistigen Auge beim Hören von "Work & Velocity" schwebende Nebelschwaden und durch den im gleichnamigen Song auftauchenden Chorus mit mänlicher und weiblicher Stimme fühle ich mich wohlig an Songs von Phillip Boa and the Voodooclub erinnert, als dieser noch mit der großartigen Pia Lund gemeinsame Sache machte.



Bemerkenswert ist, dass das Album trotz Zweisprachigkeit keine Brüche erfährt, sondern eine permanente atmosphärische Dichte aufweist, sogar bei "Saurer Hauch", wo mich der Gesang von Phillipp Forthuber tatsächlich an Campino von den Toten Hosen denken lässt und ich eigentlich mit den Düsseldorfern schon seit Jahren nichts mehr anfangen kann. Feines Herbststimmungs-Album, das mit dem heute erwachenden Frühling es vielleicht etwas schwer haben dürfte.

Fazit: Wer die Kategorie morbide Sounds in seinen Plattenschrank neben den Scheiben von Bauhaus, Joy Division, The Cure oder The Birthday Party um ein zeitgenössisches Werk erweitern möchte und es liebt, wenn der Bass hektisch brummt, kann bei "Work & Velocity" bedingungslos zuschlagen. Einziges Manko, für das Vinyl will das Label Totally Wired Records doch tatsächlich 10 Euronen für den Versand nach Deutschland. WTF!



Tracklist:
01 Command Control
02 Rationale Arbeitsschritte
03 Work & Velocity1
04 Saurer Hauch
05 Expedition Corps  
06 Anatomy
07 Schlag zu, lauf weg
08 Patient Doctor  
09 September  
10 Past Aggression

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