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Donnerstag, 3. November 2016

YOU CAN'T WIN CHARLIE BROWN / Marrow [LP]

Im September 2014 habe ich die portugiesische Band YOU CAN'T WIN CHARLIE BROWN mit ihrem Album "Diffraction/Refraction" vorgestellt und Vergleiche zu Alt-J und Bon Iver gezogen. Auf dem neuen Album "Marrow" greifen diese Vergleiche nicht mehr, denn die Portugiesen setzten nun deutlich mehr flächige, ins Psychedelische driftende, rockigere Sounds ein. Hier und da sind noch elektronische Frickeleien auszumachen, aber kein Vergleich mehr zum vorherigen Album. Das Gute ist, die Band ist keinen Deut schlechter geworden!


Der Album-Opener "Above the Wall" ist der perfekte Einstiegsong. Die höchst rhythmische Nummer beginnt verhalten mit blubberndem Beat, dezenten Hand-Claps und feinem Basslauf, dann setzt die Stimme ein und sobald sich die Gitarren sich immer mehr zu Wort melden, geht die Post richtig ab. Hypnotische Nummer, die live bestimmt gewaltig abräumen wird. Wie wäre es mit einer kleinen Deutschland-Tour?


Ola, das Riff, welches "Linger On" eröffnet, ist richtig knackig und die vielen Wendungen im Song bezeugen erneut die herausragenden Songwriter-Qualitäten der Band. Die Gitarren dürften sich dieses Mal im MathRock-Gefilde austoben und Hand-Claps scheinen ein neues Lieblingswerkzeug der Lissaboner zu sein.

Klassischer AlternativRock mit gewohnt exzellenter Gitarrenarbeit wird bei "Pro Procrastinator" gereicht. Erinnert stellenweise an Band of Horses, traut sich aber zwischendurch auch immer wieder Sperenzchen einzustreuen.

Die besinnlich melancholische Ballade "Mute" ist für YCWCB-Verhältnisse fast etwas zu glatt, aber auf großen Festivals wird der Song sicher dazu führen, dass zahlreiche Feuerzeuge in die Höhe gehen  und Pärchen die Arme um einanderschlingen.

Mit Retro-Computer-Klängen der Marke Kraftwerk beginnt "If I Know You, Like You Know I Do", dann entwickelt sich eine Nummer, die ähnlich wie der Album-Opener auf eine hynotischen Groove setzt. Bisher war es relativ schwer zu den Klängen der Portugiesen zu tanzen, mit "Marrow" lässt sich dies aber jetzt problemlos bewerkstelligen.


Ja, bei "In the Light There Is No Sun" ist der Vergleich zu Bon Iver dann doch wieder präsent. Ein minimalistischer verschleppter Beat, eine akustische Gitarre, flirren im Hintergrund und eine sanfte Stimme - aber nur bis Minute 2:34, dann ändert der Song abrupt seine Gestalt und mäandert durch psychedelische Landschaften.

"Joined By The Head" schlägt wieder in die "Linger on"-Schiene, d. h. zahlreiche Breaks, feine Tempi-Wechsel und rockigere Töne zu einem marschierenden Schlagzeug-Beat.

Streicher und ein verschleppter Blues-Rhythmus machen aus "Frida (La Blonde)" eine Nummer, die man sich wunderbar als Untermalung für einen romantischen Schwarz-Weiß-Film aus glückseeligen Zeiten vorstellen kann. Der Song ist luftig leicht und schwebt förmlich im Raum. YCWCB zeigen eindrucksvoll wie man Tönen Raum gibt!

ProgRock- und Radiohead-Freunde werden bei "Bones" des öfteren die Repeat-Taste drücken müssen. In dramatischer Weise kann man ein Album wohl kaum enden lassen. YOU CAN'T WIN CHARLIE BROWN halten mit "Marrow" spielerisch ihren Status als beste Alternative Band Portugals!

Tracklist:
01 Above the Wall
02 Linger On
03 Pro Procrastinator
04 Mute
05 If I Know You, Like You Know I Do
06 In the Light There Is No Sun
07 Joined By The Head
08 Frida (La Blonde)
09 Bones

Und zur Freude, weil YOUTUBE und die GEMA sich endlich geeinigt haben etwas vom vorherigen Album:




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