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Freitag, 16. Februar 2018

EZRA FURMAN / Transangelic Exodus [Review]

Ezra ist ein umtriebiges Kerlchen. Seit 2007 hat er insgesamt 7 Alben veröffentlicht. Drei Alben mit seiner Begleitband The Harpoons, zwei weitere mit den Boyfriends und zwei wurden als echte Solo-Alben veröffentlicht. Aber eigentlich ist es egal, was auf dem Cover steht, Ezra Furman and the Harpoons, Ezra Furman & The Boyfriends oder nur EZRA FURMAN, denn Ezra steht für ausgefallene Popmusik mit ungewöhnlichen Melodien und extravaganten Arrangements.


Nachdem ihm 2015 mit seiner Begleitband The Boyfriends und dem Album "Perpetual Motion People" der kommerzielle Durchbruch gelang und er damit in allen wichtigen Jahrescharts 2015 vertreten war, hat sich Ezra nun wieder entschlossen, ein Album ohne Band einzuspielen. "Transangelic Exodus" ist somit sein zweites echtes Solo-Album.

Für Vinylhörer, bevor er ins Detail geht, erst der Hinweis, dass am Ende des Album-Openers "Suck the Blood from My Wound" mit der Nadel an eurem Dreher alles in Ordnung ist. Herr Furman hat sich da am Ende des Songs echt einen üblen Scherz erlaubt, der mir den Puls kurzzeitig in den dreistelligen Bereich katapultierte. Ansonsten gilt für das Stück: sehr schöner Titel, seltsamer Sound und die Vermutung, dass Ezra wieder seine alten Meat Loaf-Scheiben auf 45 Umdrehungen abgespielt hat :-)



Im Vergleich zum melodiösen Vorgängeralbum fokussiert Ezra auf "Transangelic Exodus"mehr auf die Arrangements und sucht nach neuen Soundexperimenten. Theoretisch kann man Ezra z. B. bei "Driving Down to L.A" sogar Indietronic unterstellen, denn es knarzt und schlurft, wie man es sonst nur von The Notwist-Alben gewohnt ist!



Und die Grundstimmung ist deutlich düsterer und stellenweise sogar beklemmend auf "Transangelic Exodus"! Es war kein ruheloses Jahr, sondern dunkle Monate unter Trump, die Ezra nun musikalisch aufarbeitet und so eine derzeitiges Stimmungsbild des liberalen Amerikas aufzeigt. Deswegen findet man als Zutaten auch nur noch sehr versteckt das fröhliche Saxophon, sondern ein tief brummendes omnipräsentes Cello und Soundeffekte wie aus einem Horrorfilm. Der panische Blick in den Rückspiegel auf dem Cover-Artwork ist keinesfalls zufällig gewählt.



Wie Ezra in einigen Interviews verlauten lies, verrät der seltsame Albumtitel "Transangelic Exodus" das Thema, um das sich sein neuestes Werk dreht. Der Held - Ezra oder der sich in Ezra wiederfindende Hörer - ist verliebt in einen Engel. Problem: Engel sind illegal und werden vom Staat gejagt, weswegen eine Flucht in hanebüchener Road-Movie-Manier umumgänglich ist. Ezra hält die naheliegende Bezeichnung Konzeptalbum aber für unpassend und spricht eher von einer Art Roman.

Hat man sich die 13 neuen Songs am Stück angehört und bleibt im Bild eines literarischen Werkes, dann kann man deutlich feststellen, dass sich Ezra inhaltlich mit seinem neuen Werk von artverwandten Künstlern wie den Lemon Twigs oder David Bowie entfernt und schnurstracks in Richtung William S. Burroughs marschiert.

Der einstige schüchterne jüdische bisexuelle "Außenseiter" ist auf dem besten Weg im Zeichen des Rock 'n' Roll alle Scheu abzulegen und auch in seiner Musik über alle Grenzen hinwegzugehen.

Tracklist:
01 Suck the Blood from My Wound
02 Driving Down to L.A
03 God Lifts Up the Lowly
04 No Place
05 The Great Unknown
06 Compulsive Liar
07 Maraschino-Red Dress $8.99 at Goodwill
08 From a Beach House
09 Love You So Bad
10 Come Here Get Away From Me
11 Peel My Orange Every Morning
12 Psalm 151
13 I Lost My Innocence





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