Labels

Mittwoch, 12. November 2014

ROLLING STONE Weekender 2014 - a personal review


Er stand irgendwie unter keinem guten Stern, der Rolling Stone Weekender 2014. Es begann damit, dass die netten Herren von der GDL einen Bahnstreik von Donnerstag bis Montag ausriefen. Der längste Bahnstreik der Geschichte und dann ausgerechnet am Wochenende des Jahres. F***! Nach ca. 1000 Whatsapp Nachrichten in der RS-Weekendergruppe legte sich die anfängliche Aufregung als endlich feststand, dass zumindest unser Hauptzug von Köln nach Hamburg plangerecht fahren sollte.

Plan B also nur für die Weiterreise von Hamburg nach Oldenburg/Holsten zum Weißenhäuser Strand. Züge fuhren zwar spärlich, aber erst so spät, dass wir sicher einige Acts des Festivals verpassen würden bis wir vor Ort wären. Busse? Zu kompliziert. Taxi für 12 Personen? Besser Großraumtaxi und warum nicht einfach mal da fragen, wo wir eigentlich den Transfer vom Bahnhof Oldenburg zum Festivalgelände klar gemacht hatten. Die Dame in der Telefonzentrale erwies sich als ausgesprochen freundlich und sehr hilfsbereit, der Preis von HH bis zum Ort des Geschehens war auch vertretbar, also stand fest, Taxi Lens holt uns direkt am Hauptbahnhof ab.

Wie geplant so geschehen und daraus ergab sich, dass wir es erstmals schafften, noch vor Einbruch der Dunkelheit am Ziel zu sein - was auch seine Nachteile mit sich brachte, denn die Schlange für den Check war verdammt lang. Aber als RS Weekender erprobte Reisegruppe teilten wir uns auf in Ansteher und Einkäufer und mit einem Kaltgetränk in der Schlange lässt es sich dann auch gut warten bis man an der Reihe ist.

Wie befürchtet hatte sich die Sparpolitik der letzten Jahre fortgesetzt. War der Begrüßungs-Bag vor einigen Jahren noch aus Jute und prall gefüllt mit Goodies, gab es dieses Jahr zum ersten Mal eine schäbige Plastiktüte. Inhalt: Das RS-Magazin mit einer Vinyl-Single von Oasis und jede Menge Werbung :-(.

Zweiter Minuspunkt, obwohl wir angegeben hatten, dass die Appartements unserer 12 köpfigen Gruppe nahe beinander liegen sollen, wurden wir in ganz unterschiedlichen und weit auseinanderliegen Blocks untergebracht. Das wird schwierig mit dem gemeinsamen traditionellen Hühnerbrühe-Frühstück. Die Damen der Truppe erwischte es dann bezüglich des Zimmers nicht ganz zu ihrer Zufriedenheit, wobei die Herren, im 40m²-Apartment direkt im Backstage-Bereich gelegen, das große Los zogen. Meerblick um die Ecke und jede Menge Artists auf den Fluren und beim Catering. Bingo ;-)

Aber was zählt, ist die Musik, also alle schnell husch husch ins Appartment, Deo aufgelegt, neues T-Shirt an und dann Treffpunkt pünktlich zum Konzertbeginn von ROO PANES um 17:45 im Rondell - Nein an TRIGGERFINGER war keiner aus unserer Truppe interessiert - sagte ich noch nicht, dass wir über einen ziemlich guten Musikgeschmack verfügen.

Als mein treuer Konzertbegleiter C. und ich als erste im Rondell eintreffen, ist der englische Singer/Songwriter Andrew "Roo" Panes bereits auf der Bühne. Dass es sich um einen Solokünstler handelt, hatten wir nicht unbedingt erwartet, denn sein erst im Herbst diesen Jahres veröffentlichtes Soloalbum "Little Giant" glänzt unter anderem auch mit Chorgesängen und wunderbaren Celloklängen.

Nur mit Gitarre und ohne Bandunterstützung, wie heute Abend präsentiert, verloren die Songs leider etwas von ihrer melancholischen Note. Trotzdem schaffte es ROO PANES mit seiner vulominösen klaren Stimme die Menge andächtig lauschen zu lassen und unsere Damen, die mittlerweile auch im Rondell eingetroffen waren, zeigten sich schwer beeindruckt vom singenden Engländer, der im Erscheinungsbild irgendwo zwischen Mats Hummels und David Beckham einzuordnen ist.



Als Anspieltipp für alle, die sich nach ansehen des Clips von "Know me well" in den smarten Briten verliebt haben, empfehle ich die großartige Nummer "Tiger Stripped Sky". Nach dem erwärmenden musikalischen Empfang benötigte der Magen etwas Warmes und so ging es mit einer Bratwurst in Runde 2, ebenfalls im Rondell.

Der in einer kleinen Stadt in Australien geborene Australier Oliver Hugh Perry, ala D. D. DUMBO, hat sich schon bei unserem traditionellen WarmUp (ja, wir bereiten uns gut auf den Weekender vor) in meine Gehörgänge gegraben. Der Song "Walrus" war bei mir der mit Abstand am häufigsten gehörte Song der Playlist und exakt mit diesem Song startete Dumbo seinen Auftritt.

Aber, leider bekam der Tontechniker im Rondell es nicht wirklich hin, den sehr rhythmischen experimentellen orientalisch angehauchten Pop sauber klingen zu lassen. Die live gesampelten Sounds - fantastisch, was Dumbo da mit Händen und Füßen zauberte - klangen dumpf, die Stimme von Oliver Hugh Perry war zu leise ausgesteuert und ein nerviges Grundrauschen störte das Klangerlebnis. Trotzdem bleibt Dumbo eine der interessantesten musikalischen Entdeckungen des Jahres, da sich seine Musik nur schwer in Schubladen stecken lässt und etwas Einzigartiges hat. Obwohl live, nicht nur mir auffiel, dass seine Stimme eigentlich sehr klingt wie die von Sting - nur nicht so voluminös.



Nächste Station die Zeltbühne, wo THE UNDERTONES bereits ihre Show abzogen. Aber schon nach wenigen Minuten war uns allen klar, dass PunkRock im fortgeschrittenen Alter nicht wirklich funktioniert. Böse Zungen sprachen von dick gewordenen Herren, die sich noch mal in die Jeansjacke zwängen, um sich die Taschen zu füllen. Überhaupt, was soll das? Einen Sänger mit einer so markanten Stimme wie Feargal Sharkey kann man nicht ersetzen. Nachfolgend die Beweisführung!





Nach dem sehr enttäuschenden, aber erwartbaren Auftritt, der Undertones hieß es, so schnell wie möglich die Distanz zum Baltic Festsaal zu überbrücken, wo ST. VINCENT, mutmaßlich mit Dumbo der innovativste Akt des diesjährigen Weekenders, auf uns wartete. Der Festsaal war sehr gut gefüllt, man konnte dieses Jahr sogar für einen Euro seine Jacke an der Garderobe abgeben, und meine Erwartungshaltung an Anne Erin "Annie" Clark, die ihre Karriere als Mitglied von The Polyphonic Spree begann und bereits mit musikalischen Größen wie Sufjan Stevens und David Byrne musizierte, war riesengroß.

Copyright by Michael Nowottny
Ich nehme es vorweg Annie hat all meine Erwartungen übertroffen! Nachdem sie das Set mit dem Hit "Digital Witness" eröffnet hatte und damit allen Ballast hinter sich lies, spielte sie mit ihrer Band grandios auf. Spätestens als die asiatische Mitmusikerin an den Keys die Gitarre umschnallte und zusammen mit Annie die Gitarren sprechen lies, war ich hin und weg von der exzellenten Performance der Amerikanerin. Und was hat die Frau für eine Bühnepräsenz, wenn sie breitbeinig mit umgehängter Gitarre und den zurückgegelten blonden Haaren dem Publikum alles gibt, was es verlangt. That's Future Rock 'n' Roll!

Bevor es zum nächsten Act geht, noch etwas Manöverkritik an der Location. Die zahlreichen Umbauarbeiten, die zur Zeit im Park durchgeführt werden, waren ziemlich ärgerlich. Keine Toiletten innerhalb des Baltic Festssaals, d. h. man musste sich ggf. wieder anstellen, wenn die Blase zu sehr drückte, keine wirkliche Tanzfläche in der Indie-Disco im Witthüs (dazu später mehr) und auch hier kein Örtchen der Erleichterung. Bin sehr gespannt, wie das 2015 aussieht!



Copyright by Michael Nowottny
Nach diesem hochenergetischen und euphorisierendem Set von St. Vincent fiel es mir verdammt schwer, Sam Beam, alias IRON & WINE, auf der großen Zeltbühne konzentrierte Aufmerksamkeit zu schenken. Leider war es im Zelt auch so laut, dass man ständig durch irgendwelche Störgeräusche abgelenkt wurde und die leisen Töne und wunderbaren Geschichten des Mannes aus South Carolina nicht ihre übliche magische Wirkung entfalten konnten. Vielleicht wäre es doch besser gewesen mit Band anzutreten, denn nur mit Gitarre und einer weiblichen Gastsängerin lässt sich das Zelt heute Abend leider nicht in einen magischen Ort verwandeln.

Erneuter Location-Wechsel. Auf zum ersten Konzert im Witthüs. Aber was ist bitte hier passiert? Die Indie-Disco ist so gut wie entkernt! Wo sind die gemütlichen Sitzgruppen? Die Tanzfläche jetzt zwar deutlich größer, aber als Unterlage dient der blanke Estrich, die Bühne ganz hinten in die Ecke gequetscht, so dass im nun sehr geräumigen, aber verwinkelten Witthüs dank der Stützsäulen höchstens 50 Prozent der Zuschauer Sicht auf die Bühne haben. Grrrrr!

Nichtsdestotrotz lieferte die an der Seite von Glen Hansard durch den Film "Once" bekanntgewordene Tschechin MARKÉTA IRGLOVÁ einen höchst intensiven Auftritt ab. Man sah ihr einfach an, wie sehr sie die Musik liebt und wie sehr sie es genoß, ihre Musik dem Publikum vorzustellen. Zwar hatte der Rolling Stone in seiner Review das zweite Album "Muna" regelrecht zerrissen und als "zu kitschig" etikettiert, aber ich gehe jede Wette, der Autor dieser Rezension hätte sich an diesem Abend für seine Zeilen in Grund und Boden geschämt. Mag sein, dass man beim Hören Zuhause für zarte Songs wie "The Leading Bird" in der richtigen Stimmung sein muss, live nimmt einen die Tschechin aber augenblicklich bei der Hand und man folgt ihr bereitwillig in ihre heile kitschige Welt des Wohlklangs.


Marketa Irglova - The Leading Bird on MUZU.TV.

Die Höhepunkte des eindringlichen Auftritts, den Markéta mit einem Bassisten (The Frames!) und zwei weiteren Damen, davon eine an einem orientalischen oder afrikanischen Schlaginstrument, absolvierte, waren das dramatische "Fortune Teller" und das Oscar-prämierte Once-Song "Falling Slowly". Ein Gänsehautmoment - auch wenn wieder einige Torfnasen nicht den Schnabel halten konnten.

Und wieder ein krasser Wechsel, denn auf der Zeltbühne trieben bereits SELIG ihr Unwesen. Es herrschte bierselige Laune und es waren sicher viele Menschen anwesend, um die alten Stücke der Band noch einmal zu hören, glaube ich zumindest, denn bei den neuen Stücken vom aktuellen Album "Magma" sollten sich Freunde deutschsprachiger Rockmusik eher mit Grauen abwenden. Ich kenne das Album nicht wirklich, aber nach dem dritten Song, der so klingt als wolle Selig demnächst hier beim Schlager-Festival auftreten, wurde es mir zu viel. Wirklich schade, denn Sänger Jan Plewka hat eigentlich alles was man braucht, um den Rockstar zu geben, aber der ganze Auftritt wirkte so, als könne er sich nicht entscheiden zwischen stinkendem Fisch (=Schlager) und saftigem Fleisch (=Rock). Ich gönnte mir noch ein Stück Fleisch am Bratwurststand und zog Richtung Witthüs, wo traditionsgemäß ab 00:30 die Indie-Disco ihre Pforten öffnet.

Als ich im Witthüs aufschlage, ist der altbekannte DJ Flippo gerade dabei, im improvisierten Raum den Sound in die richten Bahnen zu lenken. Nur eine fette Boxenwand strahlt vom DJ-Pult in Richtung Tanzfläche, da heißt es sicherlich, besser vorne bleiben, um nicht im Soundmatsch zu versinken. Nach und nach trödeln die meisten meiner Mitstreiter bei der After-Show-Party ein und zu alten Helden werden die Beine bewegt - obwohl diese durch den langen Konzertmarathon eigentlich schon nach Entlastung schreien. Das DJ-Set macht wie immer Spaß, obwohl der Meister an den Turntables mir an diesem Abend zu sehr an den alten Helden klebt. Nur weil hier ein, nennen wir es gereifteres Publikum ist, muss nicht alles aus der Mottenkiste stammen. Inspiration für den Weekender 2015 darf Flippo gerne mal in der legendären INDIE-DISCO-PLAYLIST suchen, wo sich neben Altbewährtem auch reichlich aktuelle Songs tummeln ;-). Aber am Ende waren wir doch wieder, bis die Lichter angingen vor Ort und als Rauswerfer war Peterlicht mit "Sonnendeck" für uns Kölner natürlich ein krönender Abschluss.

Tag zwei des Weekender beginnt traditionell mit einem gemeinsamen Frühstück mit Hühnerbrühe. Da die Damen dieses Mal mit ihrem Zimmer die A****-Karte gezogen hatten, wurde das Herren-Apartment im Backstage-Bereich zum Frühstücksort deklariert. Aber natürlich kann man da als Nichtbesitzer eines blauen Schlüssels nicht einfach hineinmarschieren, weswegen wir die mit Frühstücksutensilien beladenen leicht aufgebrachten Damen beim Security-Check durchwinken mussten :-).

Frisch gestärkt geht es anschließend zum obligatorischen Strandspaziergang. Das Wetter ist ausgezeichnet, aber der viele Sauerstoff und der Kater passen irgendwie nicht so gut zueinander, weswegen ich mit C. beschließe, erst einmal nach schwarzem Gold, sprich Vinyl, zu graben. Die Preise in der Plattenmeile sind fair und so wandern schnell einige Scheiben ins Gepäck, so dass wir es noch pünktlich zum Anpfiff für die Bundesliga zum Hotel schaffen.

Dort ist noch alles beim Alten. Der Service unglaublich langsam, die Kölner gewinnen und Schalke verliert - wie immer beim Weekender. Wir verlassen aber natürlich schon zur Halbzeit den Fußballbereich, um als erste Band des heutigen Tages die EAGULLS im Rondell zu erleben. Das Rondell ist zum Bersten voll und die Band aus Leeds bringen mich mit ihrem PostPunk à la The Cure schnell wieder auf Betriebstemperatur. Die Band rockt gut, der Sound passt, aber den Eagulls fehlt es definitiv an Songwritingqualitäten, denn lediglich die Nummer "Tough Luck" beweist so etwas wie Eigenständigkeit. Der Rest klingt, auch durch die Intonation des Sängers, so nach Robert Smith und Gefährten, dass sie C. sogar als Schüler-Coverband tituliert. Ähhhh, soweit würde ich dann doch nicht gehen.



Leider verlangen die geschwächten alten Körper nach fester Nahrung und da eine Bratwurst-Überdosierung droht, beschließen wir zum ersten Mal beim Weekender was richtiges Essen zu gehen. Die Wahl fällt auf das Dschungelrestaurant und dies war die absolut richtige Entscheidung. Die Burger mit scharfer Soße und Fritten sind exzellent. Die Bedienung freundlich, pfiffig und schnell und das Ambiente mit sich ständig bewegenden Tierfiguren ist mal was anderes.

Magen voll, weiter geht es. Kurzfristig haben Timber Timbre und Arc Iris Zeit und Location getauscht, weswegen wir uns als nächstes ins Witthüs begeben. Die Beleuchtung ist sehr spärlich, lediglich die Bühne ist in dezentes rotes Licht getaucht und am ganzen Festivalgelände sind Infozettel zu lesen auf denen steht, dass die Herren von TIMBER TIMBRE nur bei den ersten beiden Songs das Fotografieren erlauben.

Wir sind anscheinend beim dritten Song eingetroffen, denn mit stinkwütendem Gesicht und einem ausgetrecktem "Fucker" in Richtung eines Knipsers zeigt Sänger Taylor Kirk wie ernst es ihm mit diesem Anliegen ist. Keine Ahnung warum? Sooo scheiße sieht der ältere Herr mit spärlichem Haaransatz gar nicht aus. Ich entschließe mich aber doch die Kamera stecken zu lassen, als er nach dem nächsten Song schon wieder darauf hinweist, dass der nächste Knipser sein blaues Wunder erleben kann und er keinen Spaß macht!

Dieses hohe Aggressionpotential ist beim Weekender sehr ungewöhnlich, passt aber hervorragend zum diabolischen Blues- und FolkRock der Kanadier. Wir sind jedenfalls höchst angetan und ich versichere, dass das aktuelle Album "Hot Dreams" in meinen Alben des Jahres nach diesem exzellenten Auftritt einen gewaltigen Sprung nach vorne gemacht hat. Nicht nur wegen des Meisterstückes "Curtains?!"! Und es gibt noch vier Alben im Backkatalog zu entdecken!



Die Schlange vor dem Baltic Festsaal, wo bereits Gisbert zu Knyphausen spielt, ist mir zu lang und so entscheide ich mich mit einem weinenden Auge direkt weiter zum Zelt zu gehen, schließlich wartet dort mit den BLOOD RED SHOES ein echter Augen- und Ohrenschmaus der Güteklasse A. Ich bin schon zeitig vor Ort und muss es über mich ergehen lassen, mit Selig-Mucke beschallt zu werden. Als das Duo aus Brighton die Bühne betritt, sind auch schon einige Mitstreiter wieder eingetroffen, was gut ist, denn Laura-Mary Carter und Steven Ansell treten von Anfang an direkt auf das Gaspedal. Der vom Schlagzeug getriebene Rock lässt die Köpfe im Publikum bangen und man weiß gar nicht, wohin man schauen soll, so viel passiert da auf der Bühne, obwohl da doch nur zwei Menschen agieren.

Wirklich sehr beeindruckend, wie Steven Ansell seine Drums bearbeitet, dabei singt, den Entertainer gibt und sogar noch Luft findet, um auf Boxen zu klettern, um dem Publikum weiter einzuheizen. Und ihm gegenüber die vom Äußeren zerbrechlich wirkende Laura-Mary Carter, die im sehr femininen Outfit an der Gitarre rockt und den Headbanger gibt. Großartigster Moment "I wish I was someone better"! Klasse Show, fette Musik. Abgeliefert. Besten Dank!




Nach der geballten Ladung Rock zogen wir in Richtung Baltic Festsaal um Jeff TWEEDY & Sohn zu beehren. Der Frontmann von Wilco war ja bereits mit seiner Band schon einmal beim Weekender und es war damals ein phantastischer Auftritt der Band. Zusammen mit seinem Sohn wollte der Funke im Festsaal allerdings nicht wirklich überspringen. Ich kann wirklich nicht sagen, woran es lag, auf dem  Doppel-Album "Sukierae" befinden sich einige exquisite Songs, aber an diesem Abend kamen wir leider leider nicht zusammen. Also weiter ins Witthüs zu MISTER & MISSISSIPPI.

Wie ich mittlerweile weiß, stammt die Band um die - das waren wir uns alle einig - verdammt gutaussehende Sängerin Maxime Barlag aus den Niederlanden. Dort schafften es MISTER & MISSISSIPPI mit ihrem Debütalbum in den Alternative - u. iTunes-Charts auf die Spitzenposition. Im Vorfeld war mir die Band nicht wirklich ins Auge gefallen, aber der melancholische FolkPop entfaltete im Witthüs seine Wirkung, so dass der Auftritt der Niederländer zu einem Highlight des diesjährigen Weekenders wurde. Schönster Moment war ganz klar die Nummer "Northern Sky" und als die Band  zum Schluss ins Publikum ging um dort akustisch einen Song zu Gehör bringen . Endlich war es mucksmäuschenstill im Witthüs - ehe tosender Applaus einsetzte. Denke, man sieht sich am 19ten März 2015 im Club Bahnhof Ehrenfeld in Köln!



Dass es ganz sicher beim nächsten Act, THE FELICE BROTHERS nicht so ruhig und besinnlich zu gehen würde, war klar, aber dass die aus drei Brüdern und zwei Freunden bestehende Band aus New York mit ihrem schrägen CountryRock das Rondell abreisen wollten, war dann doch etwas unerwartet. Diese Jungs haben unglaublichen Spaß beim Musik machen und das sieht man Ihnen an! Der Mann an der Fidel zappelte wild durch das ganze Konzert, so dass man befürchten musste, er wäre auf Ritalin-Entzug, der Akkordeon-Spieler grinste stets überglücklich und der Bassist verschlang beim Spielen einen Zahnstocher während er einen Gesichtsausdruck zeigte als wäre er in gaaanz anderen Sphären.

Großartig, ich habe zwar kaum einen Song wiedererkannt - und ich besitze die letzten beiden Platten der Band - aber ich fühlte mich absolut perfekt unterhalten. Hätte wirklich nie vermutet, dass die Band live ganz anders klingt als auf Konserve, wo die Instrumentenvielfalt zugunsten der Arrangements deutlich weniger zu Tage tritt.

Finale! Finale! Aber leider nicht mit der gewohnten geballten Ladung, da eine Krankheit den Gitarristen THE EDITORS lahmgelegt hatte und wir bereits wussten, dass uns ein außergewöhnliches  Akustik-Set der Band aus Birmingham erwartete. Ich war sehr sehr gespannt, denn beim letzten erlebten Live-Auftritt im Kölner E-Werk war ich anschließend klitschnass, weil sich das Auditorium innerhalb kürzester Zeit in eine hüpfende Masse verwandelt hatte.

Die Bühne dekoriert mit gelben Rosen, saß Sänger Tom Smith auf einem Barhocker mit einer akkustischen Gitarre in der Hand begleitet von einem Bandmitglied am Flügel, einem an den Keys und einem am Schlagzeug. Es war schon sehr ungewohnt, statt des fetten Editor-Sounds dieses skeletiertte Set zu erleben. Aber für eine so kurzfristig arrangierte Geschichte machten Smith und seine Mannen die Sache erstaunlich gut, was nicht zuletzt daran lag, dass Smith über eine kraftvolle Stimme verfügt. Besonders umjubelt wurden natürlich trotzdem die altbewährten Nummern wie "Smokers Outside the Hospital" und bei der Zugabe "Papillon". Sehr unwahrscheinlich, dass man die beiden Hits in einem solchen Arrangement jemals wieder hören wird - also ein historischer Moment!



Und dann gab es auch eine Covernummer, die man von der Band sicher auch nicht erwartet hätte:



Bevor es zur After-Show-Party geht, mein persönliches Fazit des Weekenders 2014: Der Samstag war deutlich stärker als der Freitag, die ganz großen Überraschungen blieben dieses Mal aus und für das nächste Jahr darf natürlich wieder ein besserer Stern über dem Weekender stehen.

Meine Top5 in diesem Jahr: 1. ST. VINCENT 2. TIMBER TIMBRE 3. BLOOD RED SHOES 4. FELICE BROTHERS 5. MARKETA IRGLOVA + MISTER & MISSISSIPPI

Zum Schluss noch mal ordentlich Abtanzen im Witthüs, wo DJ Flippo dieses Mal etwas mehr aktuelle Songs in sein Set einbaute als am Vorabend. Kurz nach drei strichen wir, ausnahsmweise vor dem Einschalten des Lichtes, die Segel und verliesen das Witthüs. Das war wohl Schicksal, denn draußen stand MISSISSIPPI und so beschloss ich, das diesjährige Festival mit einem Schnappschuss mit der hübschen Holländerin - auf dem mir allerdings anzusehen ist, dass ich nicht mehr ganz taufrisch war - zu krönen. Was lacht eigentlich der jüngere Bruder von Ron Sexsmith im Hintergrund so komisch ;-).

Tschö und bis zum nächsten Mal und ich hoffe Thees Uhlmann geht es wieder besser "Nur der HSV!"

Ö


Die  BANDS im Schnelldurchlauf:

ROO PANES im Rondell
D. D. Dumbo im Rondell
THE UNDERTONES auf der Zeltbühne
ST. VINCENT im Baltic Festsaal
IRON & WINE (Solo) auf der Zeltbühne
MARKETA IRGLOVA im Witthüs
SELIG auf der Zeltbühne

EAGULLS im Rondell
TIMBER TIMBRE im Witthüs
BLOOD RED SHOES auf der Zeltbühne
JEFF TWEEDY im Baltic Festsaal
MISTER & MISSISSIPPI im Witthüs
FELICE BROTHERS im Rondell
EDITORS auf der Zeltbühne

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen