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Donnerstag, 21. Mai 2015

NEW SONGS Vol. 95: SUPERHEAVEN ... THE FALL ... PFARMERS ... DU BLONDE

SUPERHEAVEN / I've been bored ... THE FALL / Sub-Lingual Tablet [LP] ... PFARMERS / Gunnera [LP] ... DU BLONDE / Welcome back to Milk [LP]

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SUPERHEAVEN / I've been bored


Als wäre Grunge noch immer DAS DING, lassen es SUPERHEAVEN aus Pennsylvania krachen. Die Band um Sänger und Gitarrist Taylor Madison fand sich 2008 zusammen, also mindestens 10 Jahre nach der Blütezeit des Seattle-Sound, um da weiterzumachen, wo Kurt Cobain & Co. aufgehört hatten.

Fünf Jahre und drei EPs hat es gedauert, bis die Band 2013 mit "Jar" ihre erste Platte auf dem Label Run For Cover Records herausbrachte. Das neue Album nennt sich "Ours Is Chrome", die Gitarren dröhnen und es lärmt ordentlich, es hat aber auch seine stillen Momente. Es mangelt etwas an Abwechslung, wenn man sich das Album am Stück reinzieht, aber einzelne Songs wie "I've been bored", eignen sich vorzüglich, um die Gläser in der Vitrine der Nachbarin tanzen zu lassen.



Auch hörenswert:



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THE FALL / Sub-Lingual Tablet [LP]

He, he, der alte Knöterich Mark E. Smith wird einfach nicht altersmilde! Ganz im Gegenteil, der räudige Hund ist noch immer so bissig wie ein verwahrloster Straßenköder und spuckt seine Strophen garstig in die Welt hinaus. Über fünfzig Musiker hat er mit seiner Band THE FALL schon verschließen, worin das Geheimnis liegen könnte, dass er noch immer meilenweit vom Altersrock von Stones & Co. entfernt ist.

Musikalisch benötigt es keinerlei Worthülsen, um das neue Album "Sub-Lingual Tablet" zu beschreiben, denn es klingt wie alle anderen 30 (!!!!) The Fall-Alben zuvor - nämlich einzigartig, wie alle Fall-Alben! Einen The Fall-Song erkennt man nach wenigen Takten und wirklich noch keiner einzigen Band ist es gelungen, ebenso zu klingen - obwohl die Sleaford Mods sich alle Mühe geben.

Anspieltipps: Das feurige "Venice with the Girls", das fiebrig klappernde "First One Day", die Make-it-like-The-Stooges Nummer "Stout Man", das seltsam groovige (!) "Snazzy", das famos rockende "Quit iPhone" und auf jeden Fall das über zehn Minuten lange psychedelische Monster "Auto Chip 2014-2016".

Victorriaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa!





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PFARMERS / Gunnera [LP]

PFARMERS? Komischer Name, nie gehört? Keine Ahnung, was er bedeutet, aber ich kann verraten, dass sich hinter dem Bandnamen eine ziemlich prominente Musikerbesetzung verbirgt: Danny Seim (Sänger und Schlagzeuger von Menomena), Bryan Devendorf (Schlagzeuger von The National) und Dave Nelson (Posaunist, der unter anderem schon mit Sufjan Stevens, Vampire Weekend und Beirut musizierte).

Diese Mixtur hört sich interessant an und das Album "Gunnera", welches das Trio gerade veröffentlicht hat, in höchstem Maße ebenso. Hier wird definitiv nicht mal mit dem Hühnerauge nach Chartsplatzierungen oder gar einem Hit geschielt, hier wird Musik der Musik wegen zelebriert. Lange zelebriert, denn die Stücke kratzen an den Längen, die man sonst von ProgRockern gewohnt ist. Gewohnt ist man hier aber ansonsten wenig, es steht sogar zu befürchten, dass radioverwöhnte Ohren beim Hörgenuss beträchtlichen Schaden nehmen. Besser geschulte Ohren werden sich dafür umso mehr erfreuen an den seltsamen Brüchen, den kleinen perfiden Spielereien, der ungewöhnlichen Rhythmik und die feinsinnigen Kompositionen lobpreisen.

Keine Anspieltipps! Das Album entwickelt sich bei jedem Hören mehr und mehr zu einem gigantischen Gesamtkunstwerk - passend zum Albumnamen Gunnera= Mammutblatt.

Das Album soll als 250 (!) Stück limitierte grüne Vinyl-Pressung erscheinen und ich prophezeie hiermit, dass der geneigte Vinylsammler hiermit tatsächlich eine im Wert steigende Anlage tätigt!



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DU BLONDE / Welcome back to Milk [LP]

Da schreibt mir mein treuer Konzertbegleiter C. in einer Mail, ob ich schon mal in die DU BLONDE reingehört hätte? DU BLONDE? Deutscher HipHop? Tante Google führt mich auf eine Seite von Spex (enthält interessante Infos aus dem Liebesleben für alle, die gerne heimlich "Frau im Spiegel" lesen) und ich erfahre, dass die von mir hochverehrte Beth Jeans Houghton hinter dem so deutsch klingenden Namen steckt! Exakt, die in Kalifornien sesshafte Dame, die 2012 mit dem brillanten Album "Yours Truly, Cellophane Nose" debütierte, auf dem sie die Grenzen des psychedelischen Folks auslotete und für mich mit "Atlas" einen echten Evergreen schuf.


Beth Jeans Houghton & The Hooves Of Destiny -- Atl… - MyVideo

Aber Folk war gestern, denn unter dem neuen Pseudonym streift Beth das, anscheinend nach einer Platte schon zu eng gewordene, Korsett ab und macht sich frei - was man auf dem wunderbaren Plattencover auch visuell sehr gut erkennen kann ;-). Die musikalische Richtung des ersten Albums scheint nur noch in wenigen Songs ("Hunter", " Four in the Morning") durch, die neue Marschroute heißt mehr Rock und vieeeel mehr Zorn (auf  SocialMedia-Hater, Chauvis und Spießbürger mit Fiffis an der Leine).

Auf dem Albumopener "Black Flag" gibt sich Beth leidenschaftlich dem erdigen BluesRock hin, der zweite Song "Chips to Go" lässt sich nur schwer einordnen, nennen wir es sehr verschroben GlamRock zwischen Bowie und Mott the Hoople. "Raw Honey" klingt dank der Gitarre wie eine RHCP-Ballade und "After the Show" wie eine Piano-Ballade von Regina Spektor.

Ähnliche Verweise finden sich auf dem Album noch zu Haufe, aber es würde "Welcome back to Milk" nicht gerecht werden und man könnte meinen, es gäbe bei dieser Künstlerin keine Eigenständigkeit, was natürlich absoluter Bullshit wäre! Du Blonde ist wie ein ganz besonderer Staubsauger! Alles wird aufgesaugt, aber hintenraus entsteht kein Abfallprodukt, sondern etwas wunderbares Neues.

Anspieltipps: "Black Flag", das Rhythmusfeuerwerk "If you're legal", die stinkigen "Mr. Hyde" und "Hard to Please" und die kongeniale Kollaboration mit Samuel T. Herring (Future Islands) "Mind is on my Mind", die es ganz bestimmt in viele Lieblingssong-Listen für dieses Jahr schaffen wird.




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