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Freitag, 26. Januar 2018

CALEXICO / The Thread That Keeps Us [Review]

Überraschung! CALEXICO, die Band aus Tucson in Arizona, die seit Jahren zuverlässig gute bis sehr gute Alben im Bereich Alternative Country und Americana veröffentlichen, sind auf ihrem achten Studioalbum so rockig und experimentierfreudig wie seit Langem nicht mehr!


Beim Album-Opener "End Of The World With You", gelingt es der Band doch tatsächlich, wie eine in den Kreativbrunnen gefallene Version von U2 zu klingen! Zur Dessert-Hölle, was ist da in Arizona passiert? Verändert ein Jahr unter Trump den wirklich ALLES in Amerika?

Es geht überraschend weiter, den was Calexico zum Handclapping-Beat von "Voices In The Field" an der Gitarre fabrizieren ist kunstvoll verspielt und verzückend entrückend. Weiter geht es mit einer Tempo-Nummer namens "Bridge To Nowhere" die man mit seinem Sägezahn-Riff doch schon ohne Weiteres in die Kategorie IndieRock einsortieren kann.



Halleluja, die Band hat sich wahrlich vorgenommen, die etwas ausgelatschten Präriepfade zu verlassen! Darauf ein kleines theatralisches Intermezzo namens "Spinball", ehe sich eine seltsam scheppernde Orgel bei "Under The Wheels" den Weg zu einem Ska-Polka-Rhythmus freimacht - inklusive geliebte Mariachi-Trompeten. Das ist zwar der gewohnte Calexico-Sound, aber viel experimentierfreudiger als in den letzten Jahren, mit viel mehr Mut zum Risiko! Respekt!



Nach den ersten fünf Stücken fährt das Album mit der harmonischen Dessert-Ballade "The Town & Miss Lorraine" in ruhigere und wieder bekanntere Gewässer. Gleiches gilt für das spanische "Flores y Tamales", das für ein mexikanisches Festmahl im Kopf sorgt.

Dann aber wird es funky! Bei "Another Space" wird tatsächlich gegroovt und mit der im Hintergrund agierenden Gitarre (ist doch eine, oder) sogar im Noisebereich herumgestochert. Dass die Band ein Händchen für Bläsersätze hat, wusste man allerdings schon vorher - trotzdem ganz großartig!

War "Unconditional Waltz" nicht auch mal ein Titel von Giant Sand, der Splitterband von Calexico? Nee, war doch ein anderer Walzer, dieses Instrumentalstück klingt jedenfalls wie die überarbeitete zeitgemäße Version des Themas von "Unsere kleine Farm".



Es bleibt herzerwärmend, den anschließend wird es bei "Girl In The Forest" sehr rührselig, leider aber auch etwas abgehangen, aber trotzdem schön. Einen Ausflug ins Psychedelische stellt das melancholische "Eyes Wide Awake" dar - ich gehe jede Wette, dass hier beim ersten Hören niemand auf Calexico als Interpret tippen würde. Dann wird gebluesrockt! "Dead in the Water" hat doch tatsächlich etwas Gargengestank aufgelegt!

Wie fühlt es sich an, wenn man bekifft durch die Wüste stolpert? Wahrscheinlich so, wie wenn man dem kurzen Intermezzo "Shortboard" lauscht. Die dritte erstklassige Ballade des Albums ist "Thrown To The Wild" - melancholisch, aber auch spooky. Ich wage es jetzt langsam zu behaupten, dass Calexico mit "The Thread That Keeps Us" ihr bisher bestes Album abliefern! Die Behauptung steht auch nach dem letzten Song "Music Box" - einer weiteren Ballade, allerdings im Uptempobereich.

Wer mit 15 Songs noch nicht genug hat, der kann sich auch die Doppel-LP mit 7 Bonus Tracks gönnen - ich gönn mir was :-).

Tracklist:
01 End Of The World With You
02 Voices In The Field
03 Bridge To Nowhere
04 Spinball
05 Under The Wheels
06 The Town & Miss Lorraine
07 Flores y Tamales
08 Another Space
09 Unconditional Waltz
10 Girl In The Forest
11 Eyes Wide Awake
12 Dead In The Water
13 Shortboard
14 Thrown To The Wild
15 Music Box



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